Teil 4 - von Schlankmacher- und Dickmacherbakterien

Alleine essen wir niemals: Unsere 100 Billionen Mikroorganismen sind stets mit dabei. Diese Mikroben teilen sich den Menschen als Lebensraum und konkurrieren dabei um Platz und um Nahrung, kooperieren aber auch, um Futterquellen zu erschliessen und ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Sie stehen unter dem Einfluss ihrer Umwelt und geraten auch in Stress, wenn das ökologische Gleichgewicht gestört wird – etwa durch schlechte Ernährung oder starke Arzneimittel.

 

Genauso wie Menschen agieren Bakterien auch innerhalb ihrer Grossfamilie, ihres Clans, und kämpfen ums Überleben und die Vorherrschaft. Die wichtigsten Grossfamilien in der Darmwelt heissen Bacteroidetes und Firmicutes.

Interessant ist, dass diese beiden Bakterienstäme tatsächlich auch entscheidend dafür sind, ob wir Menschen eher dazu neigen, ziemlich schnell Gewicht zuzulegen, oder ob wir zu den ewig schlanken Menschen zählen, die niemals im Leben Gewichtsprobleme haben.

 

Die Familie Dickmacher

Die Firmicutes essen für ihr Leben gern und nehmen ihre Arbeit extrem genau. Haben sie Übermacht, dann herrscht im Darm Kriegszustand. Denn sie verhalten sich, als müssten sie sich wie in Kriegszeiten gegen die Hungersnot schützen und für schlechte Zeiten Energie bunkern.

Sie zerlegen jeden Nahrungsbestandteil bis zum allerletzten Teilchen und holen so aus eigentlich unverdaulichen Ballaststoffen noch einmal Energie, also Kalorien heraus. Unseren Vorfahren in der Steinzeit haben diese „Abnehmbremsen“ das Überleben gesichert. Doch heute, in unserer Zeit des Überflusses, sind diese Steinzeitbakterien nur noch lästig

Aber die Kohlenhydratproduktion ist nicht nur figurtechnisch ein Problem: Die von den Firmicutes-Bakterien verstoffwechselten Kohlenhydrate sind Zucker, die zu Triglyceriden umgebaut werden können – dadurch wird das Blut dickflüssiger und fliesst nur noch zäh durch die kleinen Adern. Es werden also nicht nur Fettpölsterchen „für schlechte Zeiten“ angelegt, sondern es entsteht auch die Basis für Erkrankungen der Leber und des Herz-Kreislauf-Systems.

Doch es gibt auch gute Bakterien unter den Firmicutes, das sind die Laktobazillen.

Wenn dein Darm Tage braucht, um eine Mahlzeit loszuwerden und wenn der Stuhl zudem richtig faulig riecht, dann sind vermutlich die wirklich aggressiven „Dickmacherbakterien“ im Darm am Werk.

 

Bifidosbaktereien

Die Familie Bifidos kennen wir alle aus den diversen Joghurtwerbungen.

Und auch wenn diese Joghurts nicht unbedingt alles halten, was die Werber versprechen: Die Bifidobakterien tun es. Bifidobakterien sind grossartige Mitbewohner, die uns fast ausschliesslich Gutes tun: Sie schützen uns zum Beispiel vor Infektionen.

Sie produzieren zudem wichtige kurzkettige Fettsäuren, welche als natürlicher Nährstoff für andere probiotische Bakterien und als Energielieferant der Darmzellen dienen und somit die Darmbarriere stärken. Zusätzlich wird durch die Freisetzung der kurzkettigen Fettsäuren der pH-Wert im Darmökosystem gesenkt und somit auch die Überwucherung mit pathogenen Keimen unterdrückt.

 

Leider aber können uns die Bifidosbakterien auch ganz einfach wieder verlassen – nämlich immer dann, wenn wir ihnen zu viel fettes Essen zumuten, dem Genuss zu vieler ungesunden Fette hingeben, gefällt es den Schlankmacherbakterien nicht mehr in unserem Darm.

 

Was wir für sie Gutes tun können und was sie lieben, findest du im 5. Teil.